...war keine Krankheit!
In einem Kommentar tauchte heute der Begriff „Pfahl im Fleisch“ auf, der den Paulus Demut lehrte und dafür sorgte, dass er nicht überschnappte. Ich nehme das mal zum Anlass, hier zu ein paar üblichen Missverständnissen und Fehldeutungen zu dieser Bibelstelle Stellung zu beziehen.
"Darum, damit ich mich nicht überhebe, wurde mir ein Dorn für das Fleisch gegeben, ein Engel Satans, dass er mich mit Fäusten schlage, damit ich mich nicht überhebe."
(2.Kor.12,7)
Man sollte in den "Dorn für das Fleisch" (oder Pfahl) des Paulus nix hinein interpretieren, was dort nicht gesagt wird:
Paulus sagt, dass ihn ein Engel Satans (Dämon) angreift.
Das ist so ziemlich das Normalste für einen Diener Gottes, der im Übernatürlichen wirksam ist!
Er sagt darüber aber, dass er trotz dreimaliger Bitte nicht von ihm genommen wurde, was keineswegs so normal ist, weil es ja den Auftrag Jesu gibt, die Dämonen zu vertreiben.
"Um dessentwillen habe ich dreimal den Herrn angerufen, dass er von mir ablassen möge."
(V.8)
Die Antwort des Herrn bezieht sich auf eine persönl. Schwäche des "Fleisches" - man beachte den Unterschied von Fleisch und Leib bei Paulus, hier z.B vorher in den Versen 2+3:
"Ich weiß von einem Menschen in Christus, dass er vor vierzehn Jahren - ob im Leib, weiß ich nicht, oder außer dem Leib, weiß ich nicht; Gott weiß es -, dass dieser bis in den dritten Himmel entrückt wurde. Und ich weiß von dem betreffenden Menschen - ob im Leib oder außer dem Leib, weiß ich nicht; Gott weiß es..."
Fleisch ist mehr als der Leib!
Mit "Fleisch" wird das ganze Wesen des Menschen benannt, also auch die Seele, während "Leib" sich auf den Körper bezieht.
Es handelt sich also um einen pers. Angriff Satans auf das Wesen von Paulus und das sollte nicht für Anderes herangezogen werden, besonders nicht (wie so oft) für körperliche Krankheit.
Paulus spricht ausdrückl. von Schwachheit im Gegensatz zu persönlicher Stärke, Verfolgung und anderen Leiden um Christi Willen, durch die Gottes Kraft in ihm mächtig wird - aber eben nicht von Krankheit!
"Und er hat zu mir gesagt: Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung. Sehr gerne will ich mich nun vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft Christi bei mir wohne. Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Misshandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark."
(V.9+10)
Es liegt doch auf der Hand, dass eben diese o.g. Widerstände gegen das Evangelium uns alle Demut lehren, denn solange wir noch "im Fleisch" sind, wären wir bei einer "ungebremsten" Wirksamkeit der göttlichen Kraft immer in der Gefahr des Hochmuts und Ehre für uns selber anzunehmen. Daher wirkt Gott nur mächtig in uns, wenn unser "ich" sich demütigt und schwach ist.
---
Es gibt aber noch ein weiteres und sehr starkes Argument für diese Auslegung:
Nur in einer einzigen Stelle in der Bibel, wird dieser Ausdruck sonst noch verwendet und zwar im AT:
"Und für das Haus Israel soll es nicht mehr einen stechenden Dorn und einen schmerzenden Stachel geben von allen Nachbarn um sie her, die sie verachten. Und sie werden erkennen, dass ich der Herr, HERR, bin."
(Hesekiel 28,24)
Es sollte uns klar sein, dass Paulus bestens in den Schriften unterrichtet war und es ist von daher eigentl. als sicher anzusehen, dass er mit seiner ungewöhnl. Wortwahl auf genau diese Stelle Bezug nimmt, genau wie heute jeder "Insider" weis, was gemeint ist, wenn vom "Pfahl im Fleisch" die Rede ist. Auch bei Hesekiel geht es um Angriffe, Verfolgung und Verachtung durch die Ungläubigen und der damit verbundenen Offenbarung der Abhängigkeit von Gottes Gnade in solchen Leiden!
Somit war dieser dämonische Angriff im Willen Gottes für Paulus, wie etwa auch der Verrat des Judas und die Qualen Jesu, für die dieser in Getsemane ja auch dreimal(!) flehte, dass sie an ihm vorrüber gehen mögen – Gottes Plan und Wirken lässt aber solche Leiden zu, ja schließt sie sogar unvermeidlich mit ein - sie sind "der Preis" für unsere Treue und den Gläubigen sogar verheißen!
Jesus antwortete und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Da ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kinder oder Äcker verlassen hat um meinet-und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfältig empfange, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker, mit Verfolgungen, und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben.
(z.B. Mk.10:29,30)
Jesus erklärt im Gleichnis vom Sämann übrigens sehr klar, dass Satan auf verschiedene Weise gegen das Wort des Evangeliums vorgeht und Verfolgungen sind eine davon!
...und sie haben keine Wurzel in sich, sondern sind nur für eine Zeit; dann, wenn Drangsal entsteht oder Verfolgung um des Wortes willen, ärgern sie sich alsbald.
(Mk.4:17)
Anfechtungen und Verfolgung sind also eine normale Reaktion auf das Wort und ein "Wurzelwachstumsmittel", solange wir uns nicht daran ärgern.
Ich finde also die übliche Deutung die "Pfahlstelle" sei Aussage über eine körperliche Krankheit, ist ein Klassiker der unzulässigen Bibelauslegung und zeigt, wie sich soetwas hartnäckig festsetzt - vermutl. weil es sonst wohl keine Stelle(!) in der Bibel gibt, mit der die weit verbreitete These belegt werden könnte, dass Krankheit dem Willen Gottes gemäß ist.
**
Zu dieser Stelle und anderen relevanten Fragen die Krankheit und Heilung aus bibl. Sicht betreffen, findet man HIER auch interessante Antworten.