Sonntag, 20. Juli 2014

Konfliktpotenzial Alter und Neuer Bund

Eines der größten Konfliktpotenziale unter Christen betrifft die Bedeutung des Alten und des Neuen Bundes und damit hauptsächlich die Frage, ob die Einhaltung der an das Volk Israel ergangenen Gesetze für uns heute noch verbindlich ist.

Wer das bejaht, sieht in jedem, der es verneint zwangsläufig einen vom wahren Glauben Abgefallenen, den man zwar heute nicht gleich steinigt (wie es das Gesetz ja nunmal fordert), aber den man dennoch auf dem Weg des Todes wähnt und fälschlicher Weise zu den "Gesetzlosen" zählt.

Andererseits sehen diejenigen, die den wichtigen Unterschied zwischen dem Gesetz Mose und dem Gesetz Christi erkennen, einen Mangel an geistlichem Leben bei den "Gesetzestreuen".

Paulus findet deutliche Worte, indem er die "unter Gesetz" mit denen "ohne Gesetz" vergleicht und dabei klarstellt, dass er ZU KEINEN VON BEIDEN gehört:

Den Juden bin ich wie ein Jude geworden, auf daß ich die Juden gewinne; denen, die unter dem Gesetz sind, bin ich geworden, als wäre ich unter dem Gesetz obschon ich nicht unter dem Gesetz bin, damit ich die unter dem Gesetz gewinne; denen, die ohne Gesetz sind, bin ich geworden, als wäre ich ohne Gesetz,wiewohl ich nicht ohne göttliches Gesetz lebe, sondern in dem Gesetz Christi, damit ich die gewinne, welche ohne Gesetz sind.
1.Kor.9:20,21

Es gibt also zwei Sichtweisen auf den Alten und den Neuen Bund und seine jeweiligen Schriften:

1. Die Einen sagen, man könne das Neue Testament nicht ohne das Alte verstehen.
2. Die Anderen sagen, man kann das Alte Testament nicht ohne das Neue verstehen.

Ich vertrete seit jeher die zweite Position.

Wenn wir die Schriften des ersten Bundes nicht geistlich deuten, sondern ihre Aussagen weiterhin wörtlich als für Christen verbindlich ansehen, halten wir an den "Vorausschatten" fest, obwohl wir in Christus längst die Erfüllung und das Wesen dieser Dinge haben

So soll euch nun niemand richten wegen Speise oder Trank, oder wegen eines Festes oder Neumonds oder Sabbats, welche Dinge doch nur ein Schatten derer sind, die kommen sollten, wovon aber Christus das Wesen hat.
Kol 2:16,17

Auf diese Weise bleibt eine Decke auf der gesamten Schrift, so dass man sie nicht richtig verstehen, noch die Wahrheit der Größe Christi und seiner Heilstat erkennen kann.

Aber ihr Sinn ist verstockt worden, denn bis auf den heutigen Tag bleibt beim Lesen des alten Bundes dieselbe Decke unaufgedeckt, die in Christo weggetan wird. Aber bis auf den heutigen Tag, wenn Moses gelesen wird, liegt die Decke auf ihrem Herzen.
Wenn es aber zum Herrn umkehren wird, so wird die Decke weggenommen.
2.Kor.3:14-16 

Nur wenn das Herz sich völlig zu Christus bekehrt, wird die Decke von den Schriften des Alten Bundes weggenommen.
Das heißt nun aber nichts anderes, als dass wir diese Dinge geistlich deuten müssen, denn wörtlich verstehen kann sie auch jeder, der nicht "in Christus" ist!

Das griechische Wort "katargeō" aus Vers 14 ist ein sehr kräftiger Ausdruck, er bedeutet u.a.:
"völlig nutzlos, abschaffen, aufhören, zerstören, wegtun, ohne Wirkung, scheitern, vergehen, nichtig, zu nichts führen" usw.usw.

All das bezieht sich auf das Lesen des Alten Bundes, wenn man das dort Geschriebene nicht im Licht des Neuen Bundes liest (d.h. geistlich deutet!).

Schlachter übersetzt es daher folgendermaßen:

  Aber ihre Sinne wurden verhärtet; denn bis zum heutigen Tage bleibt dieselbe Decke beim Lesen des Alten Testamentes, so daß sie nicht entdecken, daß es in Christus aufhört. 
 2.Kor.3:14


***

 Da sich dieser Konflikt meistens am Sabbathgebot festmacht, empfehle ich zur Vertiefung der Thematik den Beitrag
Der Sabbath im Alten und im Neuen Bund,
in dem ich der Frage nachgehe, warum jeder sterben musste, der den Sabbath nicht einhielt.
Ausführlicher behandelt wird das Thema dann auch in der 3-teiligen Serie

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Vgl. Transfiguration: Petrus will Gesetz + Propheten Jesus gleichsetzen. Gott kommt in einer drohenden Wolke: "Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören."