Montag, 2. März 2009

Der Pfahl im Fleisch

...war keine Krankheit!

In einem Kommentar tauchte heute der Begriff „Pfahl im Fleisch“ auf, der den Paulus Demut lehrte und dafür sorgte, dass er nicht überschnappte. Ich nehme das mal zum Anlass, hier zu ein paar üblichen Missverständnissen und Fehldeutungen zu dieser Bibelstelle Stellung zu beziehen.

"Darum, damit ich mich nicht überhebe, wurde mir ein Dorn für das Fleisch gegeben, ein Engel Satans, dass er mich mit Fäusten schlage, damit ich mich nicht überhebe."
(2.Kor.12,7)

Man sollte in den "Dorn für das Fleisch" (oder Pfahl) des Paulus nix hinein interpretieren, was dort nicht gesagt wird:

Paulus sagt, dass ihn ein Engel Satans (Dämon) angreift.
Das ist so ziemlich das Normalste für einen Diener Gottes, der im Übernatürlichen wirksam ist!
Er sagt darüber aber, dass er trotz dreimaliger Bitte nicht von ihm genommen wurde, was keineswegs so normal ist, weil es ja den Auftrag Jesu gibt, die Dämonen zu vertreiben.

"Um dessentwillen habe ich dreimal den Herrn angerufen, dass er von mir ablassen möge."
(V.8)

Die Antwort des Herrn bezieht sich auf eine persönl. Schwäche des "Fleisches" - man beachte den Unterschied von Fleisch und Leib bei Paulus, hier z.B vorher in den Versen 2+3:

"Ich weiß von einem Menschen in Christus, dass er vor vierzehn Jahren - ob im Leib, weiß ich nicht, oder außer dem Leib, weiß ich nicht; Gott weiß es -, dass dieser bis in den dritten Himmel entrückt wurde. Und ich weiß von dem betreffenden Menschen - ob im Leib oder außer dem Leib, weiß ich nicht; Gott weiß es..."

Fleisch ist mehr als der Leib!

Mit "Fleisch" wird das ganze Wesen des Menschen benannt, also auch die Seele, während "Leib" sich auf den Körper bezieht.

Es handelt sich also um einen pers. Angriff Satans auf das Wesen von Paulus und das sollte nicht für Anderes herangezogen werden, besonders nicht (wie so oft) für körperliche Krankheit.

Paulus spricht ausdrückl. von Schwachheit im Gegensatz zu persönlicher Stärke, Verfolgung und anderen Leiden um Christi Willen, durch die Gottes Kraft in ihm mächtig wird - aber eben nicht von Krankheit!

"Und er hat zu mir gesagt: Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung. Sehr gerne will ich mich nun vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft Christi bei mir wohne. Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Misshandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark."
(V.9+10)

Es liegt doch auf der Hand, dass eben diese o.g. Widerstände gegen das Evangelium uns alle Demut lehren, denn solange wir noch "im Fleisch" sind, wären wir bei einer "ungebremsten" Wirksamkeit der göttlichen Kraft immer in der Gefahr des Hochmuts und Ehre für uns selber anzunehmen. Daher wirkt Gott nur mächtig in uns, wenn unser "ich" sich demütigt und schwach ist.

---

Es gibt aber noch ein weiteres und sehr starkes Argument für diese Auslegung:

Nur in einer einzigen Stelle in der Bibel, wird dieser Ausdruck sonst noch verwendet und zwar im AT:

"Und für das Haus Israel soll es nicht mehr einen stechenden Dorn und einen schmerzenden Stachel geben von allen Nachbarn um sie her, die sie verachten. Und sie werden erkennen, dass ich der Herr, HERR, bin."

(Hesekiel 28,24)

Es sollte uns klar sein, dass Paulus bestens in den Schriften unterrichtet war und es ist von daher eigentl. als sicher anzusehen, dass er mit seiner ungewöhnl. Wortwahl auf genau diese Stelle Bezug nimmt, genau wie heute jeder "Insider" weis, was gemeint ist, wenn vom "Pfahl im Fleisch" die Rede ist. Auch bei Hesekiel geht es um Angriffe, Verfolgung und Verachtung durch die Ungläubigen und der damit verbundenen Offenbarung der Abhängigkeit von Gottes Gnade in solchen Leiden!

Somit war dieser dämonische Angriff im Willen Gottes für Paulus, wie etwa auch der Verrat des Judas und die Qualen Jesu, für die dieser in Getsemane ja auch dreimal(!) flehte, dass sie an ihm vorrüber gehen mögen – Gottes Plan und Wirken lässt aber solche Leiden zu, ja schließt sie sogar unvermeidlich mit ein - sie sind "der Preis" für unsere Treue und den Gläubigen sogar verheißen!

Jesus antwortete und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Da ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kinder oder Äcker verlassen hat um meinet-und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfältig empfange, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker, mit Verfolgungen, und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben.
(z.B. Mk.10:29,30)

Jesus erklärt im Gleichnis vom Sämann übrigens sehr klar, dass Satan auf verschiedene Weise gegen das Wort des Evangeliums vorgeht und Verfolgungen sind eine davon!

...und sie haben keine Wurzel in sich, sondern sind nur für eine Zeit; dann, wenn Drangsal entsteht oder Verfolgung um des Wortes willen, ärgern sie sich alsbald.
(Mk.4:17)

Anfechtungen und Verfolgung sind also eine normale Reaktion auf das Wort und ein "Wurzelwachstumsmittel", solange wir uns nicht daran ärgern.

Ich finde also die übliche Deutung die "Pfahlstelle" sei Aussage über eine körperliche Krankheit, ist ein Klassiker der unzulässigen Bibelauslegung und zeigt, wie sich soetwas hartnäckig festsetzt - vermutl. weil es sonst wohl keine Stelle(!) in der Bibel gibt, mit der die weit verbreitete These belegt werden könnte, dass Krankheit dem Willen Gottes gemäß ist.

**

Zu dieser Stelle und anderen relevanten Fragen die Krankheit und Heilung aus bibl. Sicht betreffen, findet man HIER auch interessante Antworten.

17 Kommentare:

Helmut privat hat gesagt…

Amen:-)
Vor vielen Jahren (ca.25)nam ich einen Farbstift las das Lukasevangelium und unterstrich alle Stelen, wo stand -Jesus heilte alle-
Seither weiß ich was ich glaube:-).

Anonym hat gesagt…

komisch ... ich hätte das nicht auf Krankheit bezogen. Aber vielleicht andere ... dann ist ja gut, dass du das schreibst.

Ich sehe solche Angriffe in sofern auch gelassen (im Endeffekt), weil sie mich wirklich in der Autorität, die mir zusteht, weiterbringen und weil mir eindeutig Jesus sagt, ich soll keine Angst haben (Panik schieben), denn er ist bei mir. Außerdem hat er das Totenreich besiegt und mit so einem Sieger an der Seite, weiß man doch auch das der Verlierer nun mal verliert.

Stef hat gesagt…

Das ist eine sehr schwierige, da unklare Stelle.
Der Kirchenvater Chrysostomus meint, dass Paulus hier die Verfolgung, der er ausgesetzt war meint.
Man kann hier viel spekulieren, aber sicher kann man diese Stelle wohl nicht deuten. Von dem her wäre ich auch vorsichtig, von einer "richtigen" und "falschen" Auslegung zu sprechen.
Es stimmt sicherlich, dass man nicht einfach zwingend von einer Krankheit Pauli ausgehen darf (aber kann).
Für das Argument einer (Augen-)Krankheit könnte möglicherweise Gal 4,15 sprechen: "Wo ist eure Begeisterung geblieben? Ich kann euch bezeugen: Wäre es möglich gewesen, ihr hättet euch die Augen ausgerissen, um sie mir zu geben."
Aber auch das ist m.E. spekulativ. Auf jeden Fall kann (darf) man aus dieser Stelle sicher keine grundlegenden Lehren ableiten.

Anonym hat gesagt…

Hat Gott wirklich gesagt,daß Gott immer heilen will??????
Wenn man dem Teufel wiederstehen will, und Krankheit so bekämft wie Jesus es getan hat,

- ([Apg 10,38] Jesus von Nazareth, wie Gott ihn mit heiligem Geist und Kraft gesalbt hat, welcher umherzog, indem er wohltat und alle heilte, die vom Teufel überwältigt waren; denn Gott war mit ihm.-

Dann gibt es nur klare duetliche Antworten.
Eine "sowohl als auch Theologie" beeindruckt zwar die Weisen dieser Welt, aber der Berg Krankheit wird sich nicht bewegen*g*

[Mk 11,23] Denn wahrlich, ich sage euch, wenn jemand zu diesem Berge spräche: Hebe dich und wirf dich ins Meer, und in seinem Herzen

n i c h t z w e i f e l t e,


sondern glaubte, daß das, was er sagt, geschieht, so wird es ihm zuteil werden.

Helmut

Anonym hat gesagt…

Ich bin mir auch nicht sicher, ob der Dorn von Paulus nicht doch Krankheit sein könnte. Zuerst war ich auch erstmal davon überzeugt, "Lass es sein, was es will, aber nicht Krankheit." Aber dann hab ich mir angeguckt, was das Wort Schwachheit denn eigentlich bedeutet und bin darauf gestoßen, dass es zumeist für Krankheit/Schwachheit im umfassenden Sinne gebraucht wird, manchmal aber auch speziell für körperliche Schwachheit/Krankheit und selten im übertragenen Sinne für geistliches Unvermögen. Und ihr kennt stammverwandte Wörter von Schwachheit aus zwei Stellen: Mk. 16 "Schwachen legen sie die Hände auf..." und Jak. 5 "ist jemand schwach unter euch...". Ich bin inzwischen sehr vorsichtig geworden, diese Schwachheit Paulus' als Nicht-Krankheit zu bezeichnen(, ich gehe zumindest nicht davon aus, dass er geistlich unfähig war ;o)). Für mich ist übrigens keine Frage, dass Gott im Großteil aller Fälle um jeden Preis (das Kreuz) Heilung will, aber in sehr seltenen(!!!; ein einziger Fall in einem Testament voll Heilungen) Ausnahmefällen Gnade vor Recht(/Heilung) ergehen lässt. Aber es müssen schon sehr triftige Gründe sein, um mich davon zu überzeugen, dass Gott in einem speziellen Fall lieber keine Heilung zulassen will. Da muss schon sowas wie, "Ich soll mich nicht überheben, weil ich schonmal im dritten Himmel war." kommen. ;)

@ Helmut: Ich find's toll, dass du dir mal alle "Jesus heilte alle"-Stellen unterstrichen hast. Sowas zu festigen ist super und wichtig, aber bei nicht allen Massenheilungen steht dran "Jesus/die Apostel heilten alle", sondern manchmal auch "viele", wovon man nicht sagen kann, es sei ein Synonym. Das ist leider nur Spekulation. Ich würde's mir wünschen, wenn's so wär, aber wenn ich ehrlich sein will, kann ich das nicht unterschreiben. Ähnlich wie Apg. 10,38 nicht aussagt, dass alle Kranken, die von Jesus geheilt wurden, vom Teufel überwältigt wurden, sondern, dass alle, die vom Teufel überwältigt wurden, von Jesus geheilt wurden. Darin besteht ein Unterschied.

PS: Nicht dass ihr mich falsch versteht, wenn ich von Kranken höre, bete ich sofort für sie und erlebe dabei oft, wie Gott wunderbar eingreift. Ich bin also keiner, der sagt "Krankheit ist das Kreuz, das wir tragen müssen." Ja? :o)
PPS: Gottes Segen euch!!

Anonym hat gesagt…

Gal 4,15 von Stef zitiert, auch die umliegenden Verse, ließen aber auch die Deutung zu, dass die Galater einem Apostel huldigten...
( sorry, stehe noch unter dem Eindruck des vorletzten posts...)

Stef hat gesagt…

Noch eine Ergänzung:
Paulus wurde von einem Engel Satans geschlagen. D.h., dass es kann nicht seine EIGENE Schwäche gemeint sein kann, sondern es muss sich um etwas von außen zugefügtes handeln.
Ich möchte hier mal an Hiob erinnern, der vom Teufel mit Krankheit geschlagen wurde. Erst später nach einer heftigen Leidenszeit holte ihn Gott da wieder heraus.
Man darf hier übrigens nicht argumentieren, dass das ja noch im Alten Testament geschah. Mit Jesus und seinem Kreuzestod hätte sich alles geändert. Die Krankheit ist doch in der Welt geblieben (gerade habe ich eine gemeine Erkältung mit heftigen Kopfschmerzen...), aber die Sünde der Menschen wurde am Kreuz durch ein makelloses Opfer getilgt.
Gott war, ist und bleibt immer derselbe (sonst wäre er nicht Gott).
Dennoch darf und soll man um Heilungswunder bitten. Und manchmal - wenn es gut für uns oder andere ist - erhört Gott dann auch unsere Gebete.

Stef hat gesagt…

@Katja: Stimmt. Wie gesagt ist ja auch nur Spekulation (und auch nicht meine Idee gewesen) ;-)

Anonym hat gesagt…

Aber als wiedergeborener hat Paulus ja in sich den Geist aus Gott,d.h. Krankheit etc. ist ja in dem Moment nicht von innen, sondern von außen, vom Feind. Deine Erkältung kommt auch nicht aus deinem Innersten,Stef.
Du bist zwar in der Welt, aber nicht von der Welt. Deswegen erwischts dich halt noch manchmal, mich auch. Aber das heißt nicht, das es noch zu uns gehört, wir gehören ja auch nicht mehr zu der Welt.

Stef hat gesagt…

@Katja: Na ja, schwacher Trost. Woher das Ganze kommt ist einem im Fall einer Krankheit ja auch erstmal egal. Hauptsache das geht bald wieder vorbei... ;-)

Anonym hat gesagt…

Auf jeden Fall, erstmal gute Besserung dir!

Anonym hat gesagt…

Uno momento, per favore...

Ich gehe auch nicht davon aus, dass der Stachel im Fleisch unbedingt eine Krankheit war (da hat Stef recht: Wir wissen nicht genau, was es war). Auf jeden Fall hat es dafür gesorgt, dass Paulus bei all den hammermäßigen Erlebnissen, die er mit Gott hatte, nicht abhob und auf dem Teppich der Gnade Gottes blieb. Und darum ging es Gott auch, denke ich.
"Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig".
Amen!

Bento hat gesagt…

hi ihrs,

sowas - ich hab mir nurmal Gedanken über die Auslegung dieser Stelle gemacht und hier geht gleich die Post ab, was Gott nun will, wofür Jesus eigentl. gestorben ist und ob der Schnupfen nun von innen oder von aussen kommt ;-)) oder nicht oder doch...
hmm - man hat so seine An + Einsichten - "ein jeder sei in seinem Glauben gewiss"! ;-)


@ Rolf und Sabina - ich hoffe es kam bei euch nicht so an, dass es bei mir so angekommen wäre als würde ich denken ihr würdet denken.. grimpfgluks - ach quark
:-D

..ansonsten halt ich mich hier mal vornehm zurück und freu mich einfach über eure Kommentare
:-)

Segen!

Anonym hat gesagt…

Für mich war immer Fakt, daß Paulus ne Erkrankung mit sich schleppen und damit zu leben hatte. Aber mir ist das so wichtig nicht. Paulus war ein Bote Gottes und hat für uns wertvolle Sachen geschrieben. Sollte ich mich in Bezug Krankheit von Paulus irren, dann kann ich das auch zugeben und stehen lassen. Die Aussage über Mister Kacke und daß Gott Paulus mit seinen Fäüsten schlagen läßt, erschüttert mich. Schlimm, daß das Gott auch heute noch so zuläßt. Gott ist halt Gott.

Anonym hat gesagt…

Also mich erschlich schon der Gedanke "Upps, was will mir das sagen", zu mal du ja von meiner chronische Erkrankung weißt.

Aber ich dachte mir "das glaubt er jetzt nicht wirklich, das ich das denke!" Fühle mich dafür ja auch viel zu lebendig und gesund und kann von mir sagen "mein Pfahl ist nicht die sichtbare Erkrankung." Auch denke ich, was heute dieser Pfahl ist, ist morgen ein anderer.

Wichtig: Gottes Kraft wird in uns mächtig, nicht unsere eigene Kraft. Und manchmal ist es gut, wenn wir vom Höhenflug wieder auf den Boden der Tatsachen landen, damit wir unseren Schöpfer nicht aus den Augen verlieren. Das sehe ich nüchtern und gleichzeitig demütig staunend.

Paulus ... von ihm wusste ich, dass nirgends überliefert ist, WAS sein Pfahl war. Wie gesagt, ich denke, es ist für uns auch nicht wichtig, nur das wir von Paulus lernen, dass es um die Herrlichkeit Gottes geht, die aus einem Saulus einen Paulus mit Pfahl gemacht hat, der unwahrscheinlich viel gutes zur Ehre Gottes hinterlassen hat, von dem wir lernen können.

Anonym hat gesagt…

ach ... ansonsten ... danke für den Artikel, Bento, war schon bereichernd ... auch die Sichtweise das Fleisch gleich Wesen ist. Ist es ja auch ...

Anonym hat gesagt…

Hihi ... schon ok, Bento. Hatte es nicht so verstanden.
Du hast aber recht, dass wir Texte dieser Art (und das sage ich als jemand, der urspr. aus der pietistisch-stockkonservativen Ecke kommt...) viel zu schnell unserem eigenen Erfahrungshorizont gemäß auslegen ... Ist die sichere Variante. Und fordert nicht heraus. Aber auf die Dauer auch langweiliger und erfahrungsärmer...

Segen Dir!