Dienstag, 25. November 2008

Mahl des Herrn II "unwürdig"

..diese Aussage im 1.Kor.11,27 hat schon viele Christen in´s schleudern gebracht - wer möchte schon am Leib und am Blut Jesu "schuldig" sein!.


In V.28 wird dann noch gesagt, wir sollen uns selber prüfen und so entsteht bei vielen der Eindruck (und es wird gelegtl. auch so gelehrt), ein Christ könne würdig oder unwürdig sein, am Mahl teilzunehmen und solle /darf es entweder tun oder nicht - je nach "Würde".


Sowas ist mal wieder eine typische Auslegung, die die Grundlagen des Evangeliums ausser acht lässt, die menschl. Urteilskraft und das (schlechte) Gewissen des Menschen zur Grundlage der Beurteilung erhebt. Diese Sichtweise hat schon grossen Schaden angerichtet und Christen aus der Gemeinde und der Nachfolge getrieben. So z.B. einen Bekannten von mir, dem gesagt wurde, er dürfe nicht teilnehmen, solange er Tabak raucht... was für ein Wahnsinn und welche Anmassung!! Korrektur und Ermahnung sind immer wichtig, haben aber nix mit dem Mahl zu tun, denn die Beurteilung des Anderen oder Selbtanklagen sind völlig unangebracht und des Mahles "unwürdig"!


Fakt ist: Wir sind ohne Jesus alle "unwürdig" und nur die Heilstat selber hat uns diese Würde verliehen (zurückgegeben), an der Tischgemeinschaft teilzunehmen. Und genau DAS wird uns ja im Mahl immer wieder vor Augen geführt und verkünden wir ja auch (wie in Teil I schon ausgeführt): Die existenzielle Bedeutung von Jesu Opfer durch seinen Tod für uns! Wer also sich selber für unwürdig erachtet, befindet sich im Irrtum - er unterschätzt völlig die Kraft des Opfers Jesu!!


"Aber wenn ich Schuld auf mich geladen habe, dann bin ich doch unwürdig" mag mancher denken. Nun - ist es denn nicht grade das vergossene Blut Jesu, das uns von ALLER Schuld reinigt? Aber klar! - also brauchen wir es IMMER und genau das bekennen wir ja auch durch das Mahl! Selbstanklage und Verurteilung ist nie im Sinne Jesu, sondern Vergebung und Umkehr ist in der Kraft seines Blutes.


Mit "unwürdig" ist hier also genau das Gegenteil gemeint, nämlich wenn wir diese Tatsache ausser acht lassen und "den Leib des Herrn nicht richtig beurteilen" (V.29)! Die Folgen davon sind verheerend und haben in Korinth zu Unordnung und "Würdelosigkeit" geführt (V.20-22) Wir sind selber niemals unwürdig, wenn wir zu Jesus gehören, aber wir können das Mahl "unwürdig" feiern, wenn wir die befreiende Kraft ausser acht lassen, die die Grundlage unserer Gemeinschaft und der Grund für Dankbarkeit und Freude ist.


"Sie waren täglich einmütig im Tempel, brachen zu Hause das Brot und nahmen Speise mit Jubel und Schlichtheit des Herzens."


(Apg.2,46)


***

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Theologisch ist die Unwürdigkeit hier leicht erklärt. Die Reichen fraßen den Armen das Essen weg, bevor diese von der Arbeit kamen. Spricht nicht gerade für ein liebevolles Verhältnis im Leib Christi. Und dann ist es unwürdig von EINEM Leib zu essen und einen Teil des EINEN Leibes gleichzeitig zu verachten... ist also ein ernsthafter Aufruf zur Versöhnung und Rücksicht untereinander. Und keinesfalls auf irgendwelche anderen Sünden bezogen.

Talitakum hat gesagt…

@christof
Ja, so verstehe ich diese Stelle auch. Ist ja unfassbar.. sie aßen sich satt an dem Mahl des Herrn und aßen es nicht um Seines Leibes wegen.
Die Armen und Schwachen blieben auf der Strecke, die es wirklich gebraucht hätten...

@bento
Ich find's schön, wie Du das Thema bewegst.
Es ist ein liebevoller Aufruf zur Einheit in Liebe. Schön.

Bento hat gesagt…

@ wegi - jo, das ist wohl der Anlass gewesen! ist immernoch aktuell: letztens hörte ich die Frage, wie wir eigentl. das Mahl gemeinsam feiern können, während die einen sich über sinkende Aktienkurse und den nächsten Fernurlaub Gedanken machen und andere kaum das nötige zum Leben haben...

diese Tischgemeinschaft ist eben mehr als ein Sonntags-Imbiß...

@ Tali - danke!

Anonym hat gesagt…

Und ich habe früher immer gedacht: "Wenn ich mit Glaubensgeschwistern mal einen harten Streit habe, kann ich nicht zum Mahl gehen." Aber gerade dann bin ich ja am Tisch des Hernn unter dem Blut Jesu richtig. Das heißt ja nicht, daß ich nicht um Versöhnung bemüht bin. Irgendwie muß man dann auch loslassen, um den Anderen in seiner Denke so stehen zu lassen und zu respektieren. Für ihn ist ja Jesus auch gestorben, und nur das ist dann die Verbindung trotzdem gemeinsam das Abendmahl zu feiern.

Anonym hat gesagt…

Eigentlich brauche ich hier gar nichts mehr sagen, denn es ist alles gesagt. Ich bin aber total dankbar, dass du diesen Artikel schreibst und mir die Arbeit abnimmst, Bento ;-)
Vor 3 Wochen wollte ich ähnliches posten, nur komme ich im Moment nicht dazu - spät nach Hause, noch dit und dat, etcpp...

Jetzt kann ich ja hier posten und euch ein Zeugnis mitteilen: ich habe mich wohl fast bei jedem Abendmahl gefragt, bin ich würde, trinke ich mir zum Gericht und bla und blubb ...
Vor drei Wochen mal wieder - ähnlich wie bei Apassionata - noch mal kurz einen Streit am Telefon mit einem Freund. Eigentlich kein Streit, nur eine mit Nachdruck wiedergebende Meinung. Bisschen temperamentvoll eben. So, wie wir Frauen nun mal so sind ;-) - liebenswert halt.

Anschließend ging dann nun die Pharisäerin - also ich - in das Gotteshaus und dachte "toll hast du das vor einem Gottesdienst wieder hinbekommen. Wo war denn da deine jesusmäßige Nächstenliebe. Statt zum Gottesdienst einzuladen, hast du mit Streit Distanz geschaffen". Stimmung gleich nicht abendmahlstauglich.

Da saß ich also selbstanklagend und prüfte mich, ob ich denn würdig sei. Mein innerer Dialog war ein Gebet "Herr Jesus, du siehst, wieso das so war und du siehst, was ich mich jetzt frage und überhaupt weißt du, dass ich doch eigentlich auch gar nicht so starrsinnig sein wollte und auch nie die Sonne über unseren Streit untergehen lassen will, aber ... ach ... wenn ich darf, also würdig bin, dann sag mir das."

Natürlich war ich würdig. Ich glaube, dass weiß ich schon lange. Aber an dem Sonntag habe ich das wohl nicht in Anspruch nehmen wollen.

Irgendwann der Gedanke, die Antwort: "Mensch, Kind, weißt du eigentlich wann Jesus für dich gestorben ist? Da gab es dich noch gar nicht, da konntest du noch gar nicht streiten und Jesus hat dich nicht gefragt, ob er dir deine Sünden vergeben darf und ist erst dann an das Kreuz gegangen, nach dem du ja gesagt hast. Du weißt Kind, dass es vollbracht ist, für alles und ohne dein Zutun.

Mensch, Kind, weißt du, was du noch alles versäumst, wo du noch über all sündigst oder einfach Dinge nicht tust, die Jesus wichtig sind, die du aber gar nicht im Visier hast? Wenn du die ganzen Gebote Jesu mal alle in- und auswendig kennen würdest, deine blinden Flecke mal mit eingeschlossen. Du wärst nie würdig, wenn es das ist, was dich abhält ..."

Nein, genau das hat mich nicht abgehalten, dann am Abendmal teilzunehmen. Natürlich lerne ich auch aus diesem Streit vor dem Gottesdienst und bitte um Veränderung, da wo ich es nicht alleine kann.

Und irgendjemand sagte, betete oder sang im Gottesdienst (ich weiß es nicht mehr, aber hörte es deutlich) "...ihr gehört alle dazu" (seid würdig). Amen.

Bento hat gesagt…

wow - starkes Zeugnis Sabina, danke!
ja so isses - niemand wäre nie und nimmer nicht würdig...

freut mich, wenn ich dir etwas Arbeit abnehmen konnte ;-))