Bin das erste Mal hier und angenehm überrascht - dachte die wären hier zieml. "friesisch-herb", aber kann nur sagen: Ein sehr freundliches Völkchen diese Bremer!
Das überwiegend schöne Wetter mag dazu beigetragen haben - ich fühl mich hier ausgesprochen wohl.
Und der evangelische Kirchentag - hmm - war jetzt der 2. seiner Art für mich und es bleiben seeehr gemischte Gefühle...
"Nach dem fundamentalistischen Festival namens "Christival" im letzten Jahr, muss sich Bremen bereits für die nächste religiöse Großveranstaltung wappnen." - war der erste Satz im Editorial eines Bremer Veranstaltungsmagazins. Abgesehen von der krassen Unfähigkeit zu sachlichem Journalismus, der auch im folgenden Satz Ausdruck findet durch Wortwahl wie "menschenfeindlich" und "mittelalterlich" in Bezug auf das Christival (ist der schwul oder was?) - hat der Autor mit der "religiösen Großveranstaltung" wohl doch recht.
Ein hier nicht namentl. genannter Freund und Pastor meinte im Vorfeld: "Viel Spaß auf dem Synkretistentreffen" - und auch er hat damit recht...
Ich möchte mich hier nicht auslassen, denn meine tendenzielle Abneigung gegen den religiösen Mainstream ist ja bekannt, aber es ist schon erschreckend, wie lau die evang. Christenheit über Bremen geschwappt ist: Von einem Volksfest war da mehr zu sehen, als von Jesus, dem siegreichen Überwinder und Erlöser.
Die Frage "Mensch, wo bist du?" war das KT-Motto und scheint darauf hinzudeuten, daß die strömenden Massen mehr Fragen als Antworten haben. Was sagt so eine Frage wohl den außenstehenden Betrachtern? Ich finde diese Stelle auch gar nicht in der Bibel - oder ist etwa Hiob14,10 gemeint?
"Aber der Mensch stirbt und ist dahin, er verscheidet, und wo ist er?"
hmm...
Klar leisten die Kirchen in vielen Bereichen wertvolle Arbeit, aber die Präsentation hat kein Profil und vom Eifer und Feuer der Heiligen in den letzten Tagen der Endzeit hab ich nirgends was entdeckt:
Man konnte tatsächlich bei Marienanbetern Rosenkränze selber stricken oder den leckeren Wein vom evangelischen Weingut an der Mosel bestellen, die nächste Jugendfreizeit auf dem Lutherwanderweg in Pusemuckel planen, Kabaret und Kino besuchen oder an Wokshops teilnehmen mit so entscheidenden Fragen wie: "Was bringt der Dialog zwischen Christen und Muslimen?" - Fragen über Fragen... und in mir schreit es:
Muß denn wirklich erst alles erschüttert werden, was erschüttert werden kann, damit das Unerschütterliche sichtbar wird?
Na zum Glück gibt es ja die Volxbibel, da haben sich die Gesichtszüge der Menschen dann meistens aufgehellt, es wurde geschmunzelt und gelacht, engagiert diskutiert oder uns wurde begeistert verbal auf die Schultern geklopft. Nur eine Dame meinte gestern, wir sollten den ganzen Kram in die Tonne schmeißen - hmm, dann hätte aber jemand wie Dominik uva. bestimmt nicht das NT in 3 Wochen fast durchgelesen...
Na, immerhin haben keine menschenfeindlichen-religiös-mittelalterlich-fundamentalisten Selbstmordattentäter unseren Stand in die Luft gesprengt - DANKE JESUS, ich liebe dich!
Gute Nacht liebe Christenheit - ich geh jetzt pennen.
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Grafik: Schnutinger