Grade das Material zum Thema Gesetz ist derart umfangreich, dass es wirkl. schwerfällt daraus die Essenz zu destillieren, die der Bedeutung dieses Themas gerecht wird und dennoch die Dimension eines Blogbeitrags nicht sprengt. Ich werde mich also auf die Beziehung Jesu zum Gesetz konzentrieren, denn hier liegt der Schlüssel zum Verständnis unserer Frage nach dem Sabbathgebot.
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Jesus ist der Herr - alles was wir glauben und tun muss sich auf Ihn beziehen, sei es durch Sein Wort oder Sein Vorbild.
Es wird nun gerne argumentiert, Jesus habe schlließlich auch die Gebote und den Sabbath gehalten, also müssten wir als Seine Nachfolger das auch tun.
Diese Argumentationsweise lässt allerdings völlig ausser acht, wozu Jesus als Jude geboren wurde und zu Seinen Lebzeiten unter dem Gesetz des alten Bundes gelebt hat. Nicht etwa, damit Er alle unter das Gesetz versammelt, sondern dazu, um alle vom Gesetz zu erlösen und einen neuen Bund zu begründen.
Als aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einem Weib, geboren unter Gesetz, auf daß er die, welche unter Gesetz waren, loskaufte, auf daß wir die Sohnschaft empfingen.
(Gal 4:4+5)
Die Auseinandersetzungen darüber, ob mit den zahlreichen und sehr eindeutigen Aussagen über das Ende des Gesetzes durch Christus, lediglich die vielen Satzungen gemeint seien und die 10 Gebote davon ausgenommen sind, halte ich für eine theologische Scheindiskussion, denn weder Jesus noch die Apostel machen an irgend einer Stelle eine solche Aussage oder trennen die 10 Gebote vom Rest des Gesetzes.
Vielmehr erklärt Paulus völlig eindeutig:
Wenn aber der Dienst des Todes, mit Buchstaben in Steine eingegraben, in Herrlichkeit begann, so daß die Söhne Israels das Angesicht Moses' nicht unverwandt anschauen konnten wegen der Herrlichkeit seines Angesichts, die hinweggetan werden sollte, wie wird nicht vielmehr der Dienst des Geistes in Herrlichkeit bestehen? Denn wenn der Dienst der Verdammnis Herrlichkeit ist, so ist vielmehr der Dienst der Gerechtigkeit überströmend in Herrlichkeit. ...Denn wenn das, was hinweggetan werden sollte, mit Herrlichkeit eingeführt wurde, wieviel mehr wird das Bleibende in Herrlichkeit bestehen!
(2.Ko 3:7-9,11)
In diesen Versen wird unmißverständlich das "in Steine eingegrabene Gesetz" (also die 10 Gebote und nicht das Zeremonialgesetz!) als "hinweggetan" und als "Dienst des Todes" und "Dienst der Verdammnins" bezeichnet!
Auch Jesus hat das Gesetz stets als Ganzes behandelt.
So finden wir in Seinen Erläuterungen, wie das Gesetz auszulegen sei (siehe Mat.5), sowohl Elemente aus den 10 Geboten (Töten / Ehebruch), als auch aus den Überlieferungen und dem Rest des mosaischen Gesetzes (Scheidung / Schwören).
Beides auseinander zu dividieren, das Eine als verbindlich und das Andere als abgeschafft zu erklären, ist ein theologischer Kunstgriff, der weder der Sichtweise Jesu entspricht, noch auf den Aussagen der Schrift basiert!
Jesus hat das Gesetz und die Propheten stets in einem Atemzug genannt.
Das Gesetz und die Propheten reichen bis zu Johannes. Von da an wird das Evangelium vom Reich Gottes gepredigt...
(Lk 16,16a)
Es gibt eine Menge solcher Aussagen, die das Gesetz und das Evangelium eindeutig voneinander unter-scheiden und für unvereinbar erklären: Das Eine ist erfüllt, das Andere hat begonnen.
Es gibt aber eine Aussage, die gerne als Beleg dafür herangezogen wird, dass das Gesetz bis zum Ende der Zeiten gültig sei:
Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.
(Mat 5:18)
Dies scheint doch sehr eindeutig zu sein.
Das griech. Wort ἕως = heōs, das hier mit "bis" (Himmel und Erde vergehen...) übersetzt ist, bedeutet auch "während" - so bekommt diese Aussage eine völlig andere Bedeutung: "Während" Himmel und Erde vergänglich sind, ist das Gesetz nicht der Vergänglichkeit unterworfen. Diese Aussage korrespondiert dann auch mit der Parallelstelle bei Lukas :
Es ist aber leichter, daß der Himmel und die Erde vergehen, als daß ein Strichlein des Gesetzes wegfalle.
(Luk 16:17)
Hier wird also in beiden Fällen keine Aussage über eine best. Dauer gemacht, dass das Gesetz Gültigkeit habe, bis der Himmel und die Erde vergehen, sondern es wird gesagt, das Gesetz sei eben nicht so einfach aufzulösen oder hätte ein zeitliches Verfallsdatum wie es selbst Himmel und Erde haben.
Vielmehr gilt:
Denn Christus ist des Gesetzes Ende, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit.
(Röm 10:4)
Es soll also unser Augenmerk stets auf die unbeschreibliche Größe der Erlösung durch Jesus gerichtet werden, der allein diese einerseits unauflösbaren, andererseits aber auch unerfüllbaren Forderungen - und damit den Fluch des Gesetzes (Gal.3,13) - von den Menschen genommen hat! Die letzten Worte des o.g. Verses bei Matthäus weisen auf diese Heilsstat am Kreuz "..bis es alles geschehen ist". Es war eben dann "alles geschehen", als Jesus sagte:
"Es ist vollbracht."
(Joh.19,30)
Ich würde hier viel lieber über die Herrlichkeit der Sohnschaft, über das Evangelium, vom Reich Gottes und über die Freiheit des geistlichen Lebens schreiben, anstatt mich in den Katakomben des alten Bundes zu bewegen. Von dort weht immer ein Hauch der Verdammnis und des Todes herüber...
Doch es ist nunmal ein Fakt, dass der Schatten des Alten Bundes, der ja alles prophetisch vorgezeichnet hat, was wir nun in Christus leibhaftig haben, immernoch auf weiten Teilen der Christenheit in mehr oder weniger starker Form lastet. Es geht uns dann mit den Schriften in gewissem Maße so, wie es auch den Juden ergeht, die in ihnen zwar den erklärten Willen Gottes erkennen, aber dennoch nicht das Leben Gottes darin finden können:
Ihr erforscht die Schriften, denn ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die von mir zeugen.
(Joh 5:39)
Das Leben ist allein in Jesus - die Schrift gibt davon Zeugnis!
Es gibt noch eine Vielzahl von Aussagen, die genau das belegen, dass in Jesus alles erfüllt und vorhanden ist, z.B. das Gesetz kam "zwischen hinein" wegen der Sünde (Röm.5,20); Christus starb für unsere Sünden und hat damit die Forderungen des Gesetzes gegen uns erfüllt und mit an´s Kreuz genommen (Kol.2,14); das Volk Gottes wurde "unter dem Gesetz verwahrt" bis endlich der Erlöser auf die Bühne treten konnte (Gal.3,23) uswusw.
Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Ich will dem Dürstenden aus der Quelle des Wassers des Lebens geben umsonst.
(Off 21:6)
Jesus ist der Anfang und das Ende, Ursprung und Ziel der gesamten Schöpfung. In Ihm wird uns jeder Segen zuteil und auch das eigentliche Wesen des Vaters offenbart. In Ihm kommt alles menschliche Mühen zur Ruhe und wieder in die ungetrübte Gemeinschaft mit Gott. Darauf weist auch der Ursprung des Sabbath hin, der 7. Tag der Schöpfung, der Ruhe- und Feiertag Gottes.
Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht geschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat: wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?
(Röm 8:32)
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Es folgt noch ein 3.Teil, in dem ich eine interessante Schlußfolgerung über den Sabbath im Neuen Bund ziehen werde