Ehrlich gesagt habe ich noch nie den Zehnten gegeben - und bin nun bald 30 Jahre in der Nachfolge! Ich bin der Ansicht, diese Regel ist Teil vom Gesetz, das für das Volk Israel und den alten Bund gilt. Ok - ich weis auch, dass Abram und Jakob schonmal den Zehnten abdrückten, doch das war freiwillig aus Dankbarkeit. Gesetzlich geregelt wurde das übrigens u.a., damit die Priester und Tempeldiener was zum beißen hatten.
Was bedeutet das nun? Können wir unsere Kohle also alles für unsere eigenen Bedürfnisse raushauen? Theoretisch ja! Doch in der Praxis wird wohl keiner, der wirklich für Jesus brennt, auf diese Idee kommen.
Allerdings muss man auch ehrlich sein und sagen: Es ist eine riesengroße Versuchung damit verbunden! Jeder könnte tausend Gründe nennen, warum man doch nichts abstecken kann, obwohl man ja so gerne würde, denn die Kohle ist meistens knapp... von daher scheint eine feste Regel hier doch hilfreich zu sein. Es spricht auch überhaupt nix dagegen, wenn du dir das so vornimmst und durchziehst - aber eine allgemeine Regel für Christen daraus zu machen halte ich für falsch:
Das, was uns bewegt, soll unser Herz sein, da wo Jesus wohnt, und nicht unsere schlaue Prozentrechnung oder gar von außen aufgesetzte Regeln.
Daher finden wir auch im Neuen Testament dazu keine Ermahnung und kein Beispiel, dass Christen den Zehnten geben! Jesus selber lobt ausdrücklich die arme Witwe, die ALLES in den Klingelbeutel tut und nicht wie die anderen aus ihrem Überfluss abgibt! (Mk.12,43+44) Seltsamer Weise habe ich noch nirgends den Aufruf gehört, es so wie diese Witwe zu machen und ALLES zu geben - wie kommt das nur?..
Das Entscheidende ist aber die Herzenshaltung und nicht die Menge:
"Jeder gebe, wie er sich IN SEINEM HERZEN vorgenommen hat, nicht mit Verdruss oder aus Zwang, denn einen fröhlichen Geber liebt Gott."
(2.Kor.9,7)
Es ist total wichtig, dass uns die Liebe zu Gott und zu den Menschen bewegt, wir uns nicht von kleinlicher Denke reinreden lassen und wirklich unserem Herzen folgen.
DU KANNST GEBEN OHNE ZU LIEBEN; ABER DU KANNST NICHT LIEBEN OHNE ZU GEBEN!
Soweit die Theorie - eigentlich wollte ich über die sensationellen Erlebnisse schreiben, wie wir immer wunderbar versorgt wurden, obwohl wir oft nicht wussten, was wir morgen haben werden. Doch Gott hat uns niemals wirklich Mangel leiden lassen, obwohl es dürre Zeiten gab - doch deutlich mehr Zeiten von Überfluss und fettem Segen! Es gehört aber dazu, nicht rumzujammern, wenn es mal knapp wird, und nicht auszuflippen, wenn der Überfluss kommt.
Festes Vertrauen auf Gott und die Bereitschaft alles zu tun ohne sich zu „verkaufen“, ist mir wichtig. So hatte ich erst bis vor Kurzem eine der extremsten finanziellen Durststrecken, habe sogar schon mit dem Gedanken gespielt einen Job als „Klinkenputzer“ anzunehmen oder das erste Mal zum Amt zu rennen - doch dann kam buchstäblich in letzter Minute Rettung, und zwar gar nicht kleinlich! Bei unserem Papa muss man eben immer damit rechnen, dass es ne Nummer fetter kommt als erwartet.
Gott liebt es total, wenn wir alles geben!
***
Diesen Artikel habe ich vor einiger Zeit für "Der kranke Bote" geschrieben - in der letzten Ausgabe war dort als Schwerpunkt die Finanzen - leider wurde er dann doch nicht abgedruckt. Damit die Mühe nicht ganz umsonst war, und weil ich heute einen sehr guten Artikel bei Günter zu diesem Thema las, habe ich ihn einfach mal aus der virtuellen Schublade gezogen...