...so so, du dachtest bisher tatsächlich, der 25. April wäre einfach nur der Tag nach dem 24. und vor dem 26. April? Und ausserdem bist du wohlmöglich noch dem Wahn verfallen, die Deutschen hätten die "Friedliche Revolution" erfunden?? Na da hast du dich aber gewaltig geschnitten: Für jeden Portugiesen ist es DER TAG überhaupt!
Auch wir als Halb-Portugiesen, die einen Großteil unseres Lebens hier verbracht haben, deren Kinder hier aufgewachsen sind und wir nun Enkel haben, die kaum noch deutsch sprechen, können uns dem einfach nicht entziehen:
Heute vor 38 Jahren hat sich Portugal von der ältesten und einer der übelsten Diktaturen auf europäischem Boden befreit!!
(naja, die anderen waren auch nicht besser...).
Heute vor 38 Jahren hat sich Portugal von der ältesten und einer der übelsten Diktaturen auf europäischem Boden befreit!!
(naja, die anderen waren auch nicht besser...).
Den geschichtlichen Einzelheiten dieser besonderen und vor allem friedlichen Erhebung eines geknechteten und ausgeplünderten Volkes, kommt man unter dem Begriff Nelkenrevolution auf die Schliche.
Hier möchte ich ein paar persönliche Eindrücke teilen, die uns 10 Jahre nach diesen denkwürdigen Ereignissen auf einer Reise durch dieses wunderschöne, uns bis dato unbekannte Land, mit Sicherheit auch dazu bewogen haben, uns dauerhaft niederzulassen und unsere Kinder hier grosszuziehen.
Hier möchte ich ein paar persönliche Eindrücke teilen, die uns 10 Jahre nach diesen denkwürdigen Ereignissen auf einer Reise durch dieses wunderschöne, uns bis dato unbekannte Land, mit Sicherheit auch dazu bewogen haben, uns dauerhaft niederzulassen und unsere Kinder hier grosszuziehen.
Unsere Einreise im Januar 84 in einem Wohnmobil ganz im Norden des Landes:
Nach endloser Durchquerung des spanischen Teils der iberischen Halbinsel, die u.a. viel Ödnis und manchen Schock zu bieten hatte, sitzen an einem dürftig asphaltierten kleinen Sträßchen in kaum besiedeltem Gebiet, einige freundlich winkende Menschen beisammen - wir winken natürlich zurück und werden erst nach ca. 50 Metern gewahr, dass dies der Grenzposten gewesen sein muss... upps. Anhalten, Rückwärtsgang und dann lauter lachende, freundliche Menschen, die wir zwar verbal nicht verstehen, aber deren Botschaft ganz eindeutig ist:
Herzlich Willkommen!!
(Soweit ich es erinnere, wollten die nichtmal irgendwelche Papiere sehen!)
Herzlich Willkommen!!
(Soweit ich es erinnere, wollten die nichtmal irgendwelche Papiere sehen!)
Nächster Eindruck:
In der nordportugiesischen Stadt Braga bleiben wir einige Zeit an der fantastischen, weitläufigen Klosteranlage "Bom Jesus", deren Park ein absoluter Märchenwald ist. Karin geht mit den Kindern los, um Brot zu besorgen und kommt bald darauf zurück, um mich abzuholen: Wir sind bei einer Familie zum Essen eingeladen, die ein grosses, SEHR uriges Pilgerrestaurant betreibt (Küche und Gastraum gehen in den gewölbeartigen Räumlichkeiten ineinander über und riesige Töpfe stehen auf dem Feuer), da es zu dieser Jahreszeit keine weiteren Gäste gibt, sind wir von dem Tag an wie selbstverständlich JEDEN TAG eingeladen, mit der Familie dort zu Mittag zu essen!
Nachdem wir das ganze Land von Norden nach Süden durchquert haben und überall, manchmal auch längere Zeit, an wunderbaren Plätzen campiert haben und dabei immer die gelassene, heitere Gastfreundschaft der Menschen genossen haben, finden wir in einem wunderbaren Flusstal einem traumhaften Platz, wo unser Lager im Laufe der Zeit immer grösser wird, bis wir dort sogar aus Natursteinen, Holz und Dachpfannen eine afrikanisch anmutende Hütte bauen.
Die Kinder gehen bald mit den anderen Kids aus dem Dorf zusammen in Kindergarten und Schule und überall sind wir nicht nur willkommen, sondern GEHÖREN DAZU! Die Kinderliebe der Portugiesen ist absolut nicht zu toppen und so finden wir überall offene Türen und Herzen.
Es ist einfach UNBESCHREIBLICH, aber stell dir bitte mal vor, eine portugiesische Familie würde mit einem Wohnmobil irgendwo in D-land an einem Flußufer ein Lager aufschlagen und sich dort eine Hütte (und später sogar Stallungen!) bauen, dann bekommst du ungefähr einen Eindruck des himmelweiten Unterschieds...
Nicht nur, dass wir geduldet waren, und nicht von irgendeinem blöden Förster spätestens im Morgengrauen unter Polizeiandrohung verjagt wurden - der Polizeichef, der Bürgermeister, der Ladenbesitzer - einfach alle wurden bald zu unseren Freunden!
(Wenn mich heute mal "aus Versehen" ein Polizist anhält, fragt er nur wie´s den Kindern geht und ob sonst alles ok ist...)
Es ist einfach UNBESCHREIBLICH, aber stell dir bitte mal vor, eine portugiesische Familie würde mit einem Wohnmobil irgendwo in D-land an einem Flußufer ein Lager aufschlagen und sich dort eine Hütte (und später sogar Stallungen!) bauen, dann bekommst du ungefähr einen Eindruck des himmelweiten Unterschieds...
Nicht nur, dass wir geduldet waren, und nicht von irgendeinem blöden Förster spätestens im Morgengrauen unter Polizeiandrohung verjagt wurden - der Polizeichef, der Bürgermeister, der Ladenbesitzer - einfach alle wurden bald zu unseren Freunden!
(Wenn mich heute mal "aus Versehen" ein Polizist anhält, fragt er nur wie´s den Kindern geht und ob sonst alles ok ist...)
Noch ein paar kurze Flashlights:
Bento kommt mal sturzbesoffen mit dem WoMo von einem Dorffest (ja, in meiner Jugend hab ich mir gelegentl. die Kante gegeben*gg*...) und übersieht am Ortsausgang glatt das Stoppschild. Als der junge Polizist, der mich anhalten will, noch fast in den Strassengraben springen muss, damit ich ihn nicht plattfahre (upps), ist er echt angesäuert und faucht ich solle den Motor abstellen. Bento: "Das geht nicht, der springt dann nicht wieder an!" Polizist: "Dann steig mal sofort aus und komm mit zu Chefe" Bento fällt mehr aus dem Wagen, als dass er aussteigt und peilt mühsam den verschwommen auf der anderen Strassenseite erkennbaren Polizejeep an. Polizeichef grinst und meint: "Was machst du denn hier noch, du solltest längst zu Hause sein" Bento: "Genau da will ich ja hin" PC: "Na dann sieh mal zu" Bento: "Gute Nacht - bis morgen" und FÄHRT(!) fröhlich die 3 km bis zur Hütte... Habe noch nirgendwo auch nur EINE Knolle bezahlt (seit 28 Jahren!) - oder mit irgendeinem Portugiesen Stress gehabt!..
Die Kids gehen so gerne in die Schule, dass wir sie am Bett festbinden müssen (Scherz) wenn sie mal krank sind... die Dorflehrerin kommt sie dann auch schonmal besuchen und bringt was Leckeres mit!
Unser Nachbar bringt dem Sohn das Angeln u.v.a. bei und als unsere Schweine mal ausbrechen und einen Teil des Tomatenackers plattmachen, bekommen wir statt einem Anschiss eine riesige Wassermelone geschenkt...
Als wir dann unseren Hof kaufen, geht´s erst richtig los...
aus einer halb verfallenen Ruine wird ein richtiges Haus!
Als wir dann unseren Hof kaufen, geht´s erst richtig los...
aus einer halb verfallenen Ruine wird ein richtiges Haus!
Alle helfen mit beim Aufbau des traumhaften, 10 Jahre nicht genutzten Grundstücks. Der Nachbar pflügt unsere Gärten mit seinen Eseln und jeder hilft dem Anderen wo er nur kann - und vor allem: Es gibt immer was zu feiern, man wird ständig eingeladen oder hat selber die Bude voller Leute... ein "Wir-Gefühl", wie ich es bis dahin nichtmal geahnt hatte!
Soviel ist klar: Wenn du bei uns Stress machen willst, dann hast du gleich die ganze Nachbarschaft an der Backe! ;-))
Soviel ist klar: Wenn du bei uns Stress machen willst, dann hast du gleich die ganze Nachbarschaft an der Backe! ;-))
uswuswusw...
"die Welt könnte die Bücher nicht fassen, wenn alles aufgeschrieben würde"...
"die Welt könnte die Bücher nicht fassen, wenn alles aufgeschrieben würde"...
So - und was hat das alles mit dem 25. April zu tun?
Ganz einfach:
Ganz einfach:
Kein Scheiss Faschismus, keine Schrott Diktatur, sondern:
- F............rieden
- R....echtschaffenheit
- E........infachheit
- I..........nteresse
- H.........eiterkeit
- E..........inigkeit
- I.........ntegrität
- T..........oleranz
Das ist Portugal seit dem 25.April 1974
(und für uns seit 1984)
***
Ok - laaangsam Leute!
Bevor jetzt alle die Koffer packen und panikartig ihr Land Richtung Portugal verlassen, muss ich noch anmerken, dass ich zwar keineswegs übertrieben habe, sich die Gegenbenheiten in dem vergangenen viertel Jahrhundert selbst in Portugal - zwar sehr langsam - aber stetig VERÄNDERT haben!!
Ignoranter Massentourismus, überhebliche Ausländer, die hier mit viel Kohle den Dicken machen, sich Land kaufen und riesige Villen bauen, aber nach 10 Jahren ausser "bom dia" kaum ein Wort portugiesisch sprechen, geschweige denn die Kultur und die Leute verstehen (da könnte ich oft im Boooden versinken - so peinlich ist das!!) - all das hat Spuren hinterlassen... und nicht zu vergessen der demographische Faktor: Die Generation, die diese Diktatur miterlebt, die Revolution angezettelt hat und den Wert der Freiheit wirklich zu schätzen weiß, stirbt allmählich aus und die junge Generation versucht - so wie überall - die persönliche Freiheit durch möglichst viel Kohle zu erkaufen... das alles geht voll nach hinten los, Korruption, ökolog. Misswirtschaft und der weltweite Finanzterror tun ein Übriges... Also so einen Film, wie wir ihn hier erlebt haben, kann man heute wohl kaum noch drehen...
...aber Portugal ist immernoch ein aussergewöhnliches und wunderschönes Land auf diesem Planeten, mit den friedliebendsten Menschen, denen man begegnen kann!
Ich liebe Portugal!
Es ist unsere Heimat auf diesem Planeten geworden...
***
3 Kommentare:
hi Bento, als ich die erste Hälfte gelesen hatte dachte ich echt, oh Mann, jetzt wird es voll in Portugal - aber schön, dass du in Portugal auch so ein stück "Nationalstolz" leben kannst, für den wir uns in Deutscheland ja so schämen. Klingt sehr gesund was du schreibst. (Wir fahren dennoch lieber nach Schweden ;D)
Gabi
Hi Bento,
bin auf Deinen Blog gestoßen und bin nur noch interessiert am Lesen.
Ich liebe Portugal, Land und Leute und hatte eine zeitlang so opr etwa 30 Jahren auch mit dem Gedanken geliebäugelt, dorthin zu ziehen.
Leider ist es dann doch nicht dazu gekommen. Und nun mache ich immer wieder gerne Urlaub dort.
Vor ein paar Jahren noch mit einem alten, selbst-umgebauten Wohnmobil, später dann so mit dem Auto und immer Campung. Meist am Rio Coa.
Vor Jahren hatte ich eine Freundin in einem kleinen Dorf im Norden besucht ( in der Nähe von Braga). Ups ist doch schon mehr als ein paar Jahre her. :)
Es war einmalig schön dort. Die Kontakte mit den Einheimischen waren schon immer das was mich begeisert hat, natürlich auch die Temperaturen. Wenn man die so mit unseren jetzigen vergleicht.....13 °C in der Eifel brrrrrr........bibber......
Ich wünsche Dir und Deiner Familie weiterhin eine gute Zeit
liebe Grüße aus der ach so kalten Eifel
Yvonne
Hallo meine Damen - freue mich über eure Rückmeldung! :-)
Gabi - Schweden kenne ich von früher - sehr schönes Land!
Yvonne - in der (Vor)Eifel habe ich auch lange gewohnt - Kreis DN - da gibt´s auch ein paar schöne Stellen ...im Sommer! ;-))
Gruß und Segen
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