Freitag, 21. Juni 2013

Der Geist der Kompromissbereitschaft


Ich sehe überall einen Geist der Kompromissbereitschaft, was Heiligkeit und Sünde, was Wahrheit und Irrtum angeht. Der Geist der Kompromissbereitschaft kommt nicht vom Geist Gottes, sondern von dem Geist dieser Welt. Wenn wir einen klaren Standpunkt einnehmen, was grundlegende Wahrheiten angeht, dann ist dies stets am weisesten und am besten; wir müssen klare Grenzen setzen, und dann müssen wir diese standhaft verteidigen. Verändern Sie nicht ihren Kurs je nach Wind oder Strömung. Versuchen Sie nicht, es allen Menschen recht zu machen.

Seien Sie nicht wie die Person in einer amerikanischen Stadt, die einen Reisenden sah, der sich an eine Laterne lehnte, weil er von seiner Reise müde und ausgelaugt war. Der Reisende erkundigte sich bei der Person, wie weit es noch zu seinem Ziel wäre, woraufhin ihm gesagt wurde, es seien noch zehn Meilen. Der müde Wanderer seufzte und sagte: „Niemals werde ich das schaffen. Ich werde auf dem Weg dorthin zusammenbrechen.“

„Ah!“ sagte sein mitfühlender Informant, „ich wusste nicht, dass Sie schon einen so langen Weg hinter sich haben, ich erlasse Ihnen drei Meilen und mache für Sie sieben Meilen daraus.“ Natürlich haben diese Worte die Tatsachen nicht verändert; aus den zehn Meilen sind nicht wirklich sieben Meilen geworden. Dennoch ist dies die Methode einiger schwacher, lieber Seelen; der Ton, mit dem sie die Wahrheit verkünden, wird nachsichtiger, aber es entgeht ihnen, dass der Ton Wahrheiten nicht verändern kann.

Dieses Gebot ist zu hart, und darum schlägt man vor, dass man es etwas lockert. Diese Lehre ist zu streng, also lasst sie uns abmildern. Diese Art, jedem gefallen zu wollen, koste es, was es wolle, ist das Merkmal dieser Zeit. Wenn die alte Theologie mit Entschiedenheit gegen Sünde, menschliche Verderbtheit und andere Dinge predigt, dann wendet man sich der neuen Theologie zu und mildert die Unterweisung ab.

Wenn die Strafe des Unbußfertigen die Menschen zu sehr beunruhigt, geht man leichtfertig darüber hinweg und verdrängt sie. Wer möchte denn Menschen gewinnen, die sich aus Angst bekehren? Ja, ja, mache aus zehn Meilen nur sieben. Aber was werden Ihre sanften Worte erreichen? Die Entfernung bleibt dieselbe, ganz gleich, ob man jemanden anlügt; und wenn der Getäuschte die Wahrheit erkennt, dann wird er dem Lügner nicht dankbar sein.

Möge der Herr uns vor dem Fluch der Seelenverführer retten! Mögen wir Wächter sein, an deren Händen nicht das Blut von Menschen klebt! Treffen Sie eine Entscheidung; weil Sie dann zu jenen gehören, die fest stehen, können Sie anderen helfen, deren Füße ins Wanken geraten.

(von C.H. Spurgeon)
 
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