Sonntag, 14. Februar 2010

Gebot oder Verheissung?

"Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst"

So kennen wir es aus den meißten Übersetzungen.
In einer mir kürzlich zugesandten, sehr am Grundtext orientierten Übersetzung, steht es so:

"Du wirst lieben deinen Nächsten wie dich selber"


Danke Heiliger Geist Danke -
was für ein himmelweiter Unterschied!


Einen gesegneten Sonntag, Dir und Deinen Nächsten.

***

37 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mensch, dass ist ja nen Ding!!

Das heißt, dass Gott uns die Fähigkeit gibt den A.... von nebenan zu lieben!!

Ich muß sagen, dass ich in mir da wirklich ne Veränderung festgestellt habe - kleine Begebenheit vor etwa 3 Jahren... als meinem Fahrrad die Reifen zerstochen wurden, stand ich erstmal da und hab für den Kerl, der das getan hat gebetet und ihn gesegnet.
Dann dachte ich mir "Hey JP, was tust du da?"

Aber es kam einfach so raus, ohne Zwang. Das fand ich krass und es war für mich eines der ersten Momente, wo ich dachte ich bin nicht mehr die Alte, irgendwas ist anders!!

Gott ist gut!!

Gruß
Jesus Punk

sabina hat gesagt…

Welche Übersetzung ist das?

Stef hat gesagt…

Das würde mich auch mal interessieren, welche Übersetzung das ist...
Seltsam, dass alle anderen mir bekannten (anerkannten) Bibelübersetzungen anders übersetzen. Sind das dann alles Amateure, die keine Ahnung vom wort- und sinngetreuen übersetzen haben...?

Geier hat gesagt…

Nein, mit »keine Ahnung« hat das nicht unbedingt etwas zu tun. Meines Wissens gibt es im Hebräischen keinen eindeutigen Imperativ, so daß man die Worte וְאָהַבְתָּ לְרֵעֲכָ כָּמֹוכָ (und liebst Du | zu Beigeselltem Deinem | wie Du) sowohl in den beiden obengenannten Versionen übersetzen kann als auch mit: »Und Du liebst Deinen Nächsten, (denn) er ist wie Du«. Die Hilfsverben (werden, sollen) sind also in jedem Fall vom Übersetzer ergänzt.

Wenn ich zu einer Kinderschar sage »Ihr eßt jetzt Eure Suppe auf« liegt es auch zu einem guten Teil an dem jeweiligen Kind, ob es das nun als Verheißung, Drohung oder Anweisung aufnimmt. Klar ist nur: Am Ende wird die Suppe ausgelöffelt sein, und das Kind, das den Satz als Verheißung aufnimmt (weil es Hunger hat) wird die meiste Freude daran gehabt haben. Das Kind, das »aus Einsicht in die Notwendigkeit« ißt, wird zumindest zufrieden sein, während das Kind, das widerstrebt, leiden wird. Aber essen werden sie alle.

Helmut privat hat gesagt…

Bento, ich finde das klasse was Du sagst. Im neuen Bund wird unser Herz so verändert, daß wir die Gebote gerne tun.

[Hebr 8,8] Denn er tadelt sie doch, indem er spricht: «Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen werde; [Hebr 8,9] nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern gemacht habe an dem Tage, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen - denn sie sind nicht in meinem Bund geblieben, und ich ließ sie gehen, spricht der Herr -, [Hebr 8,10] sondern das ist der Bund, den ich mit dem Hause Israel machen will nach jenen Tagen, spricht der Herr: Ich will ihnen meine Gesetze in den Sinn geben und sie in ihre Herzen schreiben, und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. [Hebr 8,11] Und es wird keiner mehr seinen Mitbürger und keiner mehr seinen Bruder lehren und sagen: Erkenne den Herrn! denn es werden mich alle kennen, vom Kleinsten bis zum Größten unter ihnen; [Hebr 8,12] denn ich werde gnädig sein gegen ihre Ungerechtigkeiten und ihrer Sünden nicht mehr gedenken.» -

Stef hat gesagt…

Na ja, ich kenne genug Christen (inkl. mir selbst), die Jesu Gebote nicht immer von ganz alleine aus reiner Freude und Dankbarkeit halten. Allein die Tatsache, dass es genug Christen gibt, die Gottes Gebote nicht halten zeigt doch, dass es sich nicht einfach um eine Verheißung, sondern um ein Gebot handeln muss. Ganz abgesehen davon, dass Jesus das Gebot im NT wiederholt, das ja bekanntlich nicht in Hebräisch, sondern in (Alt-)Griechisch (bzw. tlw. in aramäisch) geschrieben wurde.
Damit will ich übrigens natürlich nicht in Abrede stellen, dass es auch Christen gibt, die Gottes Gebote aus Liebe und Dankbarkeit halten (so wie es auch sein soll!).

Unknown hat gesagt…

Also ich komm dann mit der Übersetzung, "du wirst lieben deinen nächsten wie dich selbst" besser klar, bei "du sollst", ist das wieder so ne Sache. Was ist, wenn man will, aber es nicht schafft. Da hilft nur eins sich den Vers in Erinnerung rufen: Gott wirkt das Wollen und das Vollbringen. Das gilt ja dann für alles. Wir können es aus uns selber eh nicht, und wenn wir uns selber noch so abkrampfen, dann müßen wir irgendwann doch wieder kapitulieren, weil wir es nicht hinbekommen.

Stef hat gesagt…

@Liane:
Das stimmt, dass wir ohne Gottes Hilfe nichts Gutes tun können und Er uns selbst beim Wollen hilft. Dennoch bleibt eine Gebot ein Gebot und eine Nichtbeachtung desselben eine Sünde. Ich denke, dass wir Gebote und Verheißungen nicht "wild" durcheinander werfen sollten.
Vielleicht können wir so formulieren:
Es gibt das Gebot, dass wir Gott und den Nächsten lieben sollen (Mk 12,29ff), aber gleichzeitig auch die Verheißung, dass Gott uns dabei helfen wird, dieses Gebot auch zu halten (Phil 2,13).

Apassionata hat gesagt…

Das wäre schön, wenn ich meine Nächsten lieben werde. Ehrlich, ich tu das nicht immer und bin dankbar bestimmten Typen aus dem Weg zu gehen. Eins aber ist wahr, in mir ist das ständige Verlangen mit mir widrigen Persönlichkeiten gut auszukommen und sie irgendwann mal zu lieben. Ich bete so gar auch dafür, erlebe aber oft, daß es nach Gebet und persönlicher Aussprache noch schlimmere Situationen entstehen. Zumindest bleibe ich am Ball. So schenkt mir Gott zwar Ausdauer und Geduld, aber mitnichten das Geschick Frieden zu stiften. Jetzt wird es mal so richtig praktisch lieber Bento!!!

Anonym hat gesagt…

Danke, Geier, für den hebräischen Input und das Beispiel.

Das Sh'ma Israel ist so absolut ausgewogen, einfach herrlich.

Danke, Bento für das Sonntagshighlight :-)

Bento hat gesagt…

Hallo Frau Punk,
starkes Zeug...äähh - schöne "kleine Begebenheit", von der du da berichtest ;-)
Genau - Jesus nimmt jeden, wie er ist, aber Er lässt niemanden, wie er ist!!

Sabina,
kurze Frage kurze Antwort:
Die Dabhar-Übersetzung von F.H.Baader

Geier,
sehr gutes Beispiel aus der Praxis der Kommunikation!

Helmut,
HALLELUJA - AMEN! :-)

Stef,
ich denke, das ist genau der Punkt, den viele verpassen, dass wir aus uns heraus ohnehin nichts tun können, was Gott die Ehre gibt - Christus selber wirkt es in uns durch den Heiligen Geist - das ist das Zeugnis der Heiligen Schrift. Wir haben nun die Aufgabe, in diesem Geist und den vorbereiteten Wegen auch zu wandeln.
Das ist doch viel entspannter und auch wirkungsvoller! ;-)

Die Tatsache, dass Gottes Verheissungen sich oft nicht durchsetzten, würde ich nie an den Verheissungen festmachen, sondern an unserem Unverständnis oder gar unserer Rebellion bezgl. des Weges, wie sie uns zuteil werden. "Glaubt und zweifelt nicht, so wird es euch werden."

Liane,
Danke, sehr guter Hinweis - selbst das Wollen bewirkt Gott ja in uns!

Apassionata,
wenn es trotz Gebet und Bemühung schlimmer wird, dann haben wir immerhin getan "soviel an uns liegt"! Wir brauchen uns eigentlich auch nicht zu wundern, wenn ein Friedensangebot ausgeschlagen wird und gelegentl. sogar noch mehr Stress aufkommt - warum sollte es bei uns anders sein, als bei Jesus?

Deborah,
sehr gerne - unser Papa hat immer wieder ein "Highlight" für uns! :-)


Segen

sabina hat gesagt…

DaBhaR-Übersetzung ... nie gehört. Auf Grund welcher Empfehlung liest du sie? Recherchiere ich, finde ich bislang Kritiken und Warnungen im Internet. Und auf Seite zwei von Google, dass Geier sie liest...

Bento hat gesagt…

tja, dann rate mal, woher ich sie habe...
aber nur dreimal! ;-)

ich hatte auch noch nie davon gehört - (vor der Volxbibel wird ja z.B. auch gewarnt)
...gefährlich könnte sie höchstens für liebgewordene Übersetzungsfehler werden, die unsere Theologie prägen.

sabina hat gesagt…

... nun ... der Apfel fiel nicht weit vom Stamm ... dreimal raten war nicht erforderlich.

tape hat gesagt…

Hallo,

bezüglich dem biblischen "sollen" bzw. "werden" hatte ich kürzlich einen Austausch auf einem eher "politischen" blog, der hier aber auch gut hinpasst:

Jemand benutzte das Jesus-Wort: "An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.", fügte aber kurze Zeit später entschuldigend hinzu:

""Bei dem Jesus-Spruch muß ich mich korrigieren, da hat mich mein Gedächtnus im Stich gelassen. ’sollt’ natürlich. An den Früchten sollt ihr sie erkennen.""

Darauf antwortete ich ihm:

“An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen”, ist durchaus korrekt übersetzt.

Elberfelder, Konkordante, Einheitsübersetzung und Schlachter 2000 schreiben auch “werdet”.

F. E. Schlachter (im Original) und Luther übersetzten “sollt”.
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Darauf er:

Danke, Tape, für diese Information.
Wenn ich aber vom Klang ausgehe, wäre ein ’sollt’ zu empfehlen; denn es läßt sich kraftvoller sprechen - ‘werdet’ erscheint mir im gemeinten Zusammenhang einfach zu lau, zu schlaff. Da hatte der olle Luther mal wieder den richtigen Riecher.
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Darauf antwortete ich ihm abschließend:

Mir scheint in diesem Falle aber “werdet” etwas genauer zu sein.

Es hat auch diesen Touch von “Verheißung/Prophezeiung”, den es auch bei den 10 Geboten gibt, wie ich mal in einer jüdischen Auslegung gelesen habe.

Ein Beispiel:

Normale Übersetzung:

Du sollst nicht töten. (Anmerkung: töten ist nicht richtig, morden muß es heißen)

Buber/Rosenzweig:

Morde nicht!

Von der Tendenz her, mit dem Verheißungscharakter ginge auch:

Du wirst nicht morden!

Aber eine genaue Entsprechung gibt es im Deutschen nicht. Du wirst nicht … ist schon zu stark und wäre ja auch augenscheinlich falsch.

Im Deutschen gefällt mir hier Baader am besten, der übersetzt:

Nicht mordest du!

Das ist die richtige Mischung zwischen Verbot und "Tatsachenfeststellung”.
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Grüße
tape

Geier hat gesagt…

Danke, tape.

Wenn Gott hier z. B. sagt: »Nicht mordest Du« dann sehe ich das in der selben Wirkweise wie seine Anweisung: »Es wird Licht!« (1. M. 1, 3).
Unter den damaligen Bedingungen geschah dies sofort: »Und es wurde Licht.« Dort wo wir uns seinem Herrschaftsbereich unterstellen und das Wort willentlich aufnehmen, entfaltet es dieselbe Kraft in uns: Ich spreche zu mir Gottes Wort: »Nicht mordest Du!« und tatsächlich, es funktioniert, obwohl ich nach den Gesetzen des Fleisches allen Grund hätte, anders zu handeln. Innerhalb von Gottes Machtbereich geschieht sein Wort unmittelbar und sofort; es ist unsere Aufgabe, diesen Machtbereich in unserem Leben sichtbar zu machen, indem wir das Wort aufnemhen. Unter den Bedingunegn »draußen«, also der gefallenen Schöpfung, braucht es etwas länger, aber auch da wird am Ende jedes Wort Gottes erfüllt.

Apassionata hat gesagt…

Ist das nicht dem Werdet oder Sollt theologische Spielerrei? Ich verstehe sehr wohl die kleinen Feinheiten, den Unterschied. Aber wie sieht denn die Wirklichkeit aus unter Christen?! Jesus wußte, warum er gekreuzigt wurde."Selig sind, die da geistlich arm sind." Mit diesen Worten erinnert der Herr uns an unsere innere Armut. Mit dem Himmelreich im zweiten Satzteil, das habe ich mal extra weggelassen.
@Bento, habe die Antwort so erwartet von Dir. Bei zwischenmenschlichen Schwierigkeiten bin ich mir trotz Gebet und guten Willens nie so ganz sicher, ob ich nicht doch noch etwas anders machen sollte, damit es mit der Liebe und dem Frieden besser klappt. Unser Leben sollte Verkündigungscharakter haben. Stattdessen stolpere ich immer wieder über meine Schwächen.

Geier hat gesagt…

Ich denke nicht, daß das theologische Spielerei ist. Wer Jesus liebt, liebt sein Wort, wer sein Wort liebt, will es verstehen, wer es verstehen will, muß sich damit auseinandersetzen — in den Psalmen steht »Tag und Nacht darüber nachsinnen«. Eine Form dieses Nachsinnens sind solche schriftlichen Überlegungen.

Sabina hat gesagt…

Und was ist mit dem "wie dich selbst"?

Es gibt genug Menschen, die sich selber nicht lieben, sich von Gott nicht angenommen wissen, nicht glauben können, dass sie einzigartig geliebt sind, also Liebe auch nicht weitergeben können.
Oder es gibt Menschen, die sich zwar bedingt lieben, aber längst nicht erfassen, wie Gott sie sieht.

Ein ganz zentrales Ding ... ein Auto fährt auch nicht mit leerem Tank oder stottert mit falschem Sprit.

Da nützt dann auch kein "sollst" oder "wirst", sondern alleine ein voller Tank und wie weit er reicht.

Wortauslegerei mag für die persönliche Stille von großer Bedeutung sein, hilft manchen aber nur bedingt weiter.

tape hat gesagt…

@ Sabina

##Und was ist mit dem "wie dich selbst"?##

Dazu möchte ich dir diese hervorragenden von Geier empfehlen, mit dem Titel:

Selbstliebe — Tugend oder Irrweg?

Ein kurzer Abschnitt daraus:

""Eine richtige, wenn nicht die richtige Übersetzung von וְאָהַבְתָּ לְרֵעֲכָ כָּמֹוכָ ist: »Liebe Deinen Nächsten, (denn) er ist wie Du.« Diese Aussage korrespondiert dann z. B. auch mit Röm. 2, 1, wo wir lesen: »Deshalb bist du nicht zu entschuldigen, o Mensch, der da richtet; denn worin du den anderen richtest, verdammst du dich selbst; denn du, der du richtest, tust dasselbe.«
Die Schrift erklärt dem Lesenden hier, daß sein Nächster ist wie er selbst, weswegen er Verständnis für seine Schwäche aufbringen und ihn nicht verachten muß, sondern lieben kann.""

Ganzer Text unter:

http://www.geiernotizen.de/selbstliebe

Viele Grüße
tape

tape hat gesagt…

Hoppla.

...diesen hervorragenden Text oder
diese hervorragende Ausarbeitung

wollte ich schreiben.

Bento hat gesagt…

Moin alle!

Hallo Tape,
vielen Dank für deine interessanten Inputs!

Hey Sabina,
dein Punkt mit der mangelnden Selbstliebe erscheint zunächst richtig, doch Selbstliebe ohne Liebe zu Gott und den Nächsten ist purer Egoismus. Sie kann also auch nicht Grundlage der Liebe zu Gott oder den Nächsten sein, sondern ist ihr Resultat. Daher steht die Liebe Gottes auch am Anfang jeder anderen, gesunden Liebe.

"Da nützt dann auch kein "sollst" oder "wirst", sondern alleine ein voller Tank und wie weit er reicht."

eben - und dieser Tank ist eben nicht "unser" Tank, sondern Gottes unendliches Depot - Seine beständig überfließende Liebe zu uns! "Du sollst" zielt ja auf unseren eigenen Tank, "du wirst" auf die Quelle Gottes.
Solange wir aus unseren eigenen Tanks leben, mag der eine zwar weiter kommen als der andere, aber wir werden alle irgendwann anfangen zu stottern...

"Wortauslegerei mag für die persönliche Stille von großer Bedeutung sein, hilft manchen aber nur bedingt weiter."

Natürchlich hilft alles nur "bedingt" weiter, die Bedingung ist, dass wir die eigentliche Bedeutung und Kraft hinter den Worten erfassen.

Segen

Bento hat gesagt…

liebe Apassionata,
"Unser Leben sollte Verkündigungscharakter haben. Stattdessen stolpere ich immer wieder über meine Schwächen."

naja, nicht wenige stolpern lieber über die Schwächen der Anderen...
dieses Gestolper scheint mir das selbe Problem zu sein wie das stotternde Fahrzeug, von dem Sabina schreibt...


Vielen Dank Geier,
deine Ausführungen von 20:06 sind ein Segen:

"Innerhalb von Gottes Machtbereich geschieht sein Wort unmittelbar und sofort; es ist unsere Aufgabe, diesen Machtbereich in unserem Leben sichtbar zu machen, indem wir das Wort aufnemhen."

Das ist Kern der Botschaft vom Reich Gottes auf Erden.

Sabina hat gesagt…

"dein Punkt mit der mangelnden Selbstliebe erscheint zunächst richtig, doch Selbstliebe ohne Liebe zu Gott und den Nächsten ist purer Egoismus."

So auch nicht von mir gesagt, siehe ebenso mein Blog.

Apassionata hat gesagt…

@ Sabina Danke für Deine Stellungsnahme, war tröstlich.
@ Bento Du hast sehr recht, da ist was dran. Im Übrigen lieber Geier habe ich erwarten müssen, daß Du als geistliche Polizei, für Hygiene am Wort zuständig, so reagierst. Geier müssen so sein.

Apassionata hat gesagt…

geistliche Gesundheitspolizei ist treffender als nur geistliche Polizei.

Anonym hat gesagt…

Nun ja, rein sprachlich gesehen ist das schon eine Interpretation - die Zeitform des Futur existiert, so viel ich weiß, im Hebräischen nicht (zumindest nicht im biblischen...).
Aber ich verstehe natürlich die Intention der zweiten Übersetzung: Wenn Gottes Geist uns regiert, dann werden wir unseren Nächsten lieben ... auch wenn es dahin ein weiter Weg sein mag.

Bento hat gesagt…

Sabina -
ich wollte dir da auch nix unterstellen, es handelt sich lediglich um meine weiteren Gedanken zu dem Thema...
sorry, wenn es so rüber kommt.

Apassionata -
"geistliche Gesundheitspolizei" - sehr schön!
bekanntlich muss man die ja nur fürchten, wenn man nicht sauber arbeitet... ;-)


Rolf -
"...auch wenn es dahin ein weiter Weg sein mag."
Zum Faktor Zeit und Raum und den damit verbundenen "weiten Wegen", les doch bitte nochmal meinen Post vom 10.Feb.
;-)


Segen

storch hat gesagt…

tja, hier bin ich mal auf stefs seite. :-)

"die geschriebene" übersetzt grammatisch korrekt. im griechischen ist es ein futur. ebenso übersetzt auch walter jens, es gibt also noch andere, die so übertragen.

theologisch ist aber der imerativ richtig, denn es geht darum, dass der HERR es sagt. immerhin bezieht sich das auf DIE bundessatzung israels. ich schätze, dass man es dann als verheissung sieht, wenn man nicht dem gott dient, der unbedingten gehorsam will. womit ich niemandem etwas unterstellen will - ehrlich nicht. im AT hat gott immer auf grundlage dieses bundes gerichtet, wie sollte er das tun, wenn er selber für das einhalten verantwortlich wäre?
ich sehe aber auch eine gewisse ambivalenz in der stelle. sie ist ein bisschen was von beidem: verheissung und befehl. aber deutlich mehr befehl.


das sollte aber auch gar kein problem sein, denn auch sonst spricht jesus viel in imperativen. warum sollte er das hier nicht tun?
verheißung ist es auch schon im AT, denn es gibt natürlich einen zusammenhang zwischen heiligkeit und dem generellen leben mit gott. wenn man mit gott lebt, ändern sich dinge "von allein", dazu gibt es nciht wenige stellen :-)

generell zur dabhar: das gute an nicht ganz so genauen übersetzungen ist, dass sie uns theologische arbeit abnehmen. das tut die geschriebene nicht und erfordert deswegen erheblich mehr arbeit vom leser. das sieht man gerade an grammatikfragen wie dieser, denn die grammatik des griechischen oder hebräischen kann etwas ganz anderes ausdrücken als unsere. das sieht man z.b. am schwer zu übersetzenden aorist im griechischen.
auch baader muss sich zwischen einer ganzen latte von möglichen übertragungen entscheiden und entscheidet sich durchaus anders, als andere (ink. ich selbst) es tun würden. bsplw. hebräer 11,1:

"es ist aber das treun ein untenstehen betreffs der erwartetseienden,..."

das ist nicht nur sprachlich unschön, ich würde auch eher in richtung "vertrauen" als in richtung "treue" übersetzen. beides ist legal, aber ich finde vertrauen besser. andere übersetzungen sagen "glaube" und nehmen damit das ganze paket.
insgesamt finde ich die übersetzung seltsam, denn eine übersetzung sollte in der zielsprache verstädnlich sein, was baader eindeutig nicht geschafft hat. sicher eine interessante ergänzung, aber ich nehme sie nur noch selten zur hand.

Geier hat gesagt…

storch hat gesagt: »generell zur dabhar: das gute an nicht ganz so genauen übersetzungen ist, dass sie uns theologische arbeit abnehmen. das tut die geschriebene nicht und erfordert deswegen erheblich mehr arbeit vom leser.«

Ja, diese Übersetzung erfordert tatsächlich den mündigen Leser. Nebenbeibemerkt bestätigt Dein Satz auf sehr direkte Weise meinen Verdacht, daß diese, die Du als die »nicht ganz so genauen Übersetzungen« bezeichnest, die erklärte Zielsetzung haben, dem Leser »theologische Arbeit abzunehmen«, also eine theologische Sicht in die Übersetzung hineinzutragen und damit die Übersetzung zum Mittel der Auslegung zu machen.
Das halte ich prinzipiell nicht für die legitime Aufgabe einer Übersetzung.
Zugespitzt gesagt: Wie die genauen Übersetzungen den mündigen Leser erfordern, brauchen die weniger genauen den Leser, der bereit ist, einen Teil seiner Mündigkeit an den Übersetzer abzugeben (was einige nicht stören wird, da sie ihre Mündigkeit ohnehin schon dem Pastor überlassen haben).

storch hat gesagt…

naja, das tun die genauen übersetzunegn aber auch, nur dass man es da nicht so wahrhaben will. es kann keine übrsetzung geben, die nicht theologisch eingefärbt ist. immerhin wird ja von menschen übersetzt.

sprachlich gibt es halt tausend und eine möglichkeit zu übersetzen, die alle in ordnung sind und jeder übersetzer entscheidet im grunde nach seiner theologie.
das ist bei elberfelder und dabhar nicht anders als bei NGÜ und HfA. es empfiehlt sich schon, mindestens etwas griechisch zu können wenn man "grundtextnah" arbeiten und theologie betreiben will.

das problem ist nicht mal mit grundsprachlichkeit zu lösen, denn da ist ja noch die textkritik. irgendein gremium hat für dich entschieden, welche lesart die "richtige" ist und deinem grundtext zugrunde liegt.

mündigkeit kommt und geht nicht mit der bevorzugten bibelübersetzung. ich finde z.b. die NGÜ erheblich besser als dabhar - trotz der erweiterungen und interpretationen. letztlich versteht man unter einer "guten" bibel wohl eine, die eine ähnliche theologie in der übersetzung hat wie man selbst :-)

ich meine: man sollte sich nicht entscheiden. jede hat vor- und nachteile. man sollte nur auch nicht meinen, dass man einen echten zugang zum grundtext hat, wenn man eine "genaue" übersetzung hat.
und: immer selbst denken und forschen. aber tun hier ja bestimmt auch alle.

Bento hat gesagt…

..na sowas, lauter vom Aussterben bedrohte, seltene Vögel kreisen über meinem Blog und legen das ein oder andere Ei in den Kommentarkorb :-D

Da möchte ich zu allen hier geäusserten wahren Wahrheiten auch noch bemerken, dass die tiefe Bedeutung des Wortes anhand von verschiedenen Übersetzungen ja erst besonders hervorkommt.

Ich denke wir alle sind mit einer bestimmten Übersetzung "groß" geworden und haben erst später die Schätze anderer Versionen kennen gelernt. Bei mir war es zuerst lange Zeit Zwingli, später Luther und dann die Elberfelder. Wenn ich heute irgend eine Version eines Verses lese, habe ich fast immer auch die anderen im Hinterkopf, was z.B. das Lesen schwierigerer Versionen, wie der Dabhar, wesentlich erleichtert.

Will sagen - die Einstiegerversion mag uns noch sehr ihren (theologischen) Stempel aufdrücken, die Folgenden werden dann doch eher eine Offenbarung über die Möglichkeit der Interpretation sein. Dazu gehört für mich das Nachlesen der griechischen Begriffe genauso, wie auch die Volxbibel dazu gehört hat!

Da fällt mir ein, ich glaube ich hatte vor Zwingli noch eine Kinderbibel - es ist anzunehmen, dass die bunten Bilder darin meine Theologie entscheidend geprägt haben... ;-)

Gottes Wort ist so ein Segen!

storch hat gesagt…

haha, stimmt. hier redet der geier mit dem storch. und bestimmt sind auch noch komische vögel hier :-)

zwingli habe ich noch nicht gelesen. wusste gar nicht, dass er auch eine übersetzung hinterlassen hat. im moment lese ich NGÜ und Zürcher - also auch zwei schweizer bibeln.

freue mich, dich in speyer zu sehen.

Bento hat gesagt…

hehe - lustich, ich dachte noch, ob ich das richtig gemacht habe, und ob wohl jeder weis, dass Zwingli die Zürcher Bibel geschrieben hat.. ;-)

übrigens eine Übersetzung, die völlig zu Unrecht in der Versenkung zu verschwinden scheint - ich finde sie klasse! Mit der NGÜ habe ich mich noch nicht viel befasst, spricht mich aber nicht auf Anhieb so an.

jo, freu mich auch sehr auf euch alle!!

tape hat gesagt…

In der Versenkung verschwunden?

Die 2007 erschienene Revision war jedenfalls anfangs dauernd ausverkauft, ähnlich der jetzigen "Neuen Genfer Übersetzung NGÜ" des NT.

Es gibt sie in den verschiedensten Ausführungen, hier mal Beispiele incl. verschiedener Amazonkritiken, die zwar nicht ausschlaggebend sind, aber doch einen guten ersten Überblick geben:

amazon.de/Bibelausgaben-TVZ-Theologischer-Verlag-Zürcher/dp/3859952404/ref=sr_1_11?ie=UTF8&s=books&qid=1266492025&sr=8-11

amazon.de/Bibelausgaben-TVZ-Theologischer-Verlag-Informationsteil/dp/3859952412/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1266491978&sr=8-1


amazon.de/Bibelausgaben-TVZ-Theologischer-Verlag-Einleitungen/dp/3859952463/ref=sr_1_9?ie=UTF8&s=books&qid=1266492025&sr=8-9

Grüße
tape

tape hat gesagt…

Hallo Anonym,

ich sehe gerade, dass Wegbegleiter auf seinem Blog auch das Thema Mixxa, Volker Beck usw angesprochen hat. Hab es selbst noch nicht gelesen, aber hier schon mal der link:

wegbegleiter.wordpress.com/2010/02/18/dissonanzen-mixa-beck-und-die-sexuelle-revolution/

Sabina hat gesagt…

Danke Storch.