Samstag, 17. November 2007

Kritik an der Volxbibel

Mir ist heute morgen beim Bibellesen etwas aufgefallen.

Einer der Vorwürfe gegen die Volxbibel, die man immer wieder hört ist: Man darf doch die Worte Gottes nicht einfach verändern!

Dieser im Brustton des religösen Entsetzens vorgetragene Vorwurf ist nicht ganz so gravierend, wie er zu sein scheint - es geht doch um den Inhalt und nicht um die Worte an sich!

Der Apostel Paulus - ein jüdischer Schriftgelehrter (!) - hat in einem Brief an die Gemeinde in Ephesus, die 10 Gebote (die ja nun tatsächlich Wort Gottes sind und so durch alle Zeiten überliefert wurden) sogar etwas verändert, er schrieb da: "Ehre deinen Vater und deine Mutter...damit es dir wohlgehe und du lange lebst auf der Erde" (Eph.6,2+3 Elb.) In den ursprünglichen Worten Gottes heisst es aber: ...damit deine Tage lange währen, in dem Land, das der Herr dein Gott dir gibt. (2.Mos.20,12). Verschiedene Übersetzungen benutzen immer auch andere Worte und selbst die Wiederholung in 5.Mos.5 hat einen etwas anderen Wortlaut! Wie gesagt, die 10 Gebote sind ja nun direktes Wort Gottes und selbst das wird unterschiedlich übersetzt, formuliert und ausgelegt.

In der Volxbibel hört sich das so an:

„Du sollst deinem Vater und deiner Mutter mit Achtung begegnen.“ Das ist ein wichtiges Gesetz, und Gott gibt dazu auch gleich ein schönes Versprechen ab: „Wenn du das tust, dann wird es dir gut gehen, und du wirst lange leben.“

...gar nicht so schlimm - oder? Habe aber grade den Vorschlag gemacht, statt "Achtung" lieber "Respekt" zu nehmen - das versteht man heute wohl besser...

Vergessen wir hier auch nicht die zahllosen "Kinderbibeln", die die bibl. Geschichten ganz frei nacherzählen, und die wir unseren Kindern gerne vorlesen, weil sie die richtige Bibel so nicht verstehen würden...

Luther hat z.B. im Röm.3,28 mal eben das Wörtchen "allein" zum "Glauben" hinzugefügt, weil ihm so der Gegensatz zu den Gesetzeswerken deutlicher erschien.

Auch Jesus selber zitierte die Schrift nicht unbedingt wörtlich. Um seine sensationelle Feindesliebe in krassen Kontrast zur Aussage der Schrift (AT) zu stellen, fügte er einfach einen Teil an - er sagte: "Ihr habt gehört, dass gesagt ist - du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen." (Mt.5,43) - das mit dem hassen steht aber gar nicht in der Schrift...

- wenn man mal weitergräbt, findet man sicher eine Vielzahl solcher Beispiele.

Wichtig ist doch, dass die Botschaft ankommt!

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